Welche Herausforderungen gibt es bei der berufsbezogenen Sprachbegleitung?
Auch wenn die Bewerber:innen mit Migrations- und Fluchterfahrung es schaffen, einen Platz in einer berufsvorbereitenden Maßnahme (EQ) oder ein Ausbildungsverhältnis zu bekommen, gibt es andauernde Herausforderungen für diese Zielgruppe (1).
Es ist naheliegend, dass die minimale Bedingung für den Erhalt eines Arbeitsplatzes ist, sich zunächst mindestens in Alltagssituationen bereits verständigen zu können. Für den Arbeitsmarkteinstieg kann das zunächst genügen. Um erfolgreich eine Ausbildung abzuschließen und in der Berufsschule bestehen zu können, ist es allerdings von zentraler Bedeutung, dass zugewanderte und geflüchtete Menschen während dieser Phase u.a. beim Erlangen der Berufssprache, aber auch bei lebensweltlichen Herausforderungen kontinuierlich begleitet, gefördert und unterstützt werden.
Mehr als die Hälfte der Unternehmen, die in Thüringen geflüchtete Menschen beschäftigen, geben an, dass sie mit der fachlichen und sprachlichen Qualifikation von geflüchteten Menschen unzufrieden oder eher unzufrieden sind (2). Weiterhin nehmen die 2018 befragten Unternehmen große Unterschiede zwischen den mitgebrachten Qualifikationen und den benötigten Arbeitsmarktanforderungen in Deutschland wahr (3).
Zu bedenken ist dabei, dass das Erlernen der deutschen Sprache und berufsspezifischen Qualifikationen von diversen destabilisierenden Aspekten beeinflusst wird: z. B. durch einen prekären Aufenthaltsstatus oder einer beengten Wohnsituation (mangelnde Ruhe und Privatsphäre) (4). Denn besonders geflüchtete junge Erwachsene sind beim Einstieg in die Berufsschule oder in berufsvorbereitende Maßnahmen oft schon seit Jahren von qualitativ hochwertiger Bildung und somit von positiven Lernerfahrungen ausgeschlossen worden. Dies kann an der Situation in ihren Herkunftsländern, an der Dauer und den Folgen ihrer Flucht sowie einer zu langsamen Hinführung zum deutschen Bildungssystem liegen. Hinzu kommt, dass es oft an Kontakt zu den Mehrheitsdeutschen im eigenen Alter mangelt, was wiederum das Erlangen der Deutschkenntnisse erschwert (5).
Diese Aspekte werden bei den Angeboten des Projekts „Vernetzt in den Beruf“ stets mitbedacht.
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Quellen:
(1) Heinemann, Alisha M. B.; Vogt, Lisa (2021): „Berufsschule auch ist nicht so wie Deutschkurs …“ – Der Lernort Berufsschule aus der Sicht von jugendlichen Geflüchteten. In: Sprache im Beruf. https://doi.org/10.25162/sprib-2021-0004 (S. 71)
(2) Darstellung der Zufriedenheit der Unternehmen: Netzwerk IQ Thüringen/ IWT - Institut der Wirtschaft Thuringens GmbH (2018): Befragung zur Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten in Thüringen (altenburgerland.de) (S. 11)
(3) Ebd. S. 9
(4) Heinemann, Alisha M. B.; Vogt, Lisa (2021): ?Berufsschule auch ist nicht so wie Deutschkurs …“ – Der Lernort Berufsschule aus der Sicht von jugendlichen Geflüchteten. In: Sprache im Beruf. https://doi.org/10.25162/sprib-2021-0004 (S. 71)
(5) Ebd.