Warum?

Schreiben ist eine der vier Fertigkeiten beim Erlernen einer Fremdsprache und unterstützt die anderen drei Fertigkeiten (Lesen, Sprechen und Hören), insbesondere das Lesen. Durch Lesen können sich die Schüler und Schülerinnen über die Textsorten und das Schreibstil von Texten informieren. Dann können sie das Gelerntes auf ihr Schreiben anwenden.  

Die schriftliche Dokumentation ist auch ein wichtiger Teil der Ausbildung und des Praktikums und gleichzeitig liegt daran eine der größten Schwierigkeiten der Lernenden. Viele halten es für schwer, fachliche Ergebnisse in einem zusammenhängenden Text zu formulieren und ihre Textsortenkenntnisse sind oft nicht ausreichend.

Beim Schreiben laufen das Sprach- und Fachlernen zusammen und sind untrennbar. Das Beschreiben, Berichten und Protokollieren werden auch als eine Form des Kommunizierens verstanden und sind wesentlich für die Nachprüfung beispielsweise von Informationen, Absprachen mit Kunden, Beschlüsse und Ergebnisse bei Sitzungen oder Versammlungen, usw.  

              

 



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Der Schreibprozess

Bei einer Schreibaufgabe ist es wesentlich, das Schreiben zu organisieren. Für die Strukturierung braucht man Mittel, Wege und ein sprachliches und inhaltliches Ziel. Daher ist es auch nötig, diesen Prozess in drei Phasen zu teilen:

  • Strukturieren
  • Schreiben
  • Überarbeiten

Im Folgenden wird jede Phase dargestellt, die Ihnen bei der Bearbeitung des Schreibens mit den Lernenden helfen können.

1. Strukturieren

In jedem Ausbildungsbereich gibt es verschiedene Texttypen, die man während der Ausbildungszeit kennenlernen sollte. Um diese Texte dann selbst schreiben zu können, sollte man sich zunächst bewusst sein, dass jeder Texttyp eigene Besonderheiten aufweist. Sehr typisch sind Beschreibung, Bericht, Protokoll und Stellungnahme, die für jedes Fach relevant sein können.  

In diesem Abschnitt stellen wir Ihnen einige Übungen und Beispiele vor, die Ihnen dabei behilflich sein können, die Strukturmerkmale verschiedener Texttypen erfolgreich mit Ihren Auszubildenden zu behandeln und zu erläutern.

Übung 1: Texttypen kennenlernen

 

Diese Übung bietet den Auszubildenden einen umfassenden Überblick über verschiedene Texttypen und verdeutlicht deren Unterschiede hinsichtlich der Ziele und Sprache. Mithilfe von Leitfragen sollen die charakteristischen Merkmale jedes Texttyps erkannt und zusammengefasst werden. Hierbei kann beispielsweise eine Vergleichstabelle ausgefüllt werden. Durch diesen Überblick wird ebenfalls verdeutlicht, dass jeder Texttyp unterschiedliche Besonderheiten aufweist.

Die Übung kann entweder gemeinsam mit den Azubis durchgeführt werden, indem ein Beispiel gezeigt wird, oder die Auszubildenden können nach einer Demonstration selbstständig, gemäß dem Muster, die Merkmale eines anderen Textes erkennen und die Leitfragen beantworten.

Unten sind einige Leitfragen aufgeführt, die den Auszubildenden dabei helfen können, verschiedene Texttypen zu erkennen:

  • Wer liest das? 

  • Worum geht es? 

  • Was ist das Ziel dieses Texttyps?  

  • Sonstige Besonderheiten           

Wir zeigen Ihnen nun anhand des Beispiels von Texttypen aus dem Bereich Pflege, wie Sie mithilfe der Leitfragen mit verschiedenen Texttypen arbeiten können. Diese Übung kann jedoch flexibel auf jeden Texttyp angewendet werden.

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  • Wer liest das? Ausbildende und Kammer.  
  • Worum geht es?  Aufgaben und Tätigkeiten in der Berufsschule und am Arbeitsplatz 
  • Was ist das Ziel dieses Texttyps?  Dokumentation von Ablauf und Tätigkeiten in der Ausbildung, Zulassungsvoraussetzung für die Zwischen-/Abschlussprüfung 
  • Sonstige Besonderheiten (Schreibstil etc.)? Normalerweise kurze Sätze und Stichpunkte
  • Wer liest das? Jede Pflegefachkraft, die sich um den/die gleichen Patient:en kümmert.
  • Worum geht es?  Aktuelle Ereignisse; Durchführung von Maßnahmen (Blutdruck messen), Physische und psychische Befindlichkeiten; Unfallgeschehen. 
  • Was ist das Ziel dieses Texttyps?  Das ermöglicht, dass alle Pflegekräfte auf dem aktuellen Stand sind. 
  • Sonstige Besonderheiten (Schreibstil etc.)? Verwendung von medizinischer Fachsprache und Abkürzungen. Präzise Formulierungen 
  • Wer liest das? Pflegekräfte 
  • Worum geht es?  Einschätzung des Allgemeinbefindens der/des Patientin/Patienten beim Aufnahmezustand
  • Was ist das Ziel dieses Texttyps?  Ermittlung des individuellen Pflegebedarfs
  • Sonstige Besonderheiten (Schreibstil etc. )?  Wird zunächst vom Patienten ausgefüllt und dann von der Pflegekraft ausgewertet

Sie können die Leitfragen je nach dem Texttyp ergänzen oder variieren.

  • Was für ein Thema soll dieser Text beinhalten?
  • Wie gut kenne ich mich mit diesem Thema aus und woher kann ich die Informationen über das Thema bekommen?
  • Was für Informationen muss ich mit dem Text vermitteln?

Übung 2: Textstruktur kennenlernen

 

Jeder Text weist eine spezifische Struktur auf, die je nach Texttyp variiert und aus verschiedenen Teilen besteht. Diese Teile sind entscheidend, da sie spezifische Informationen vermitteln. Es ist wichtig zu betonen, dass die Vermittlung der Struktur eines Textes sowohl den Gesamtkontext als auch die Rolle jedes Textteils in der Gesamtstruktur einschließt. Dies ermöglicht es den Auszubildenden nicht nur, die grundlegenden Bestandteile eines Textes zu verstehen, sondern auch die Bedeutung und Funktion jedes Teils im Kontext des gesamten Schreibwerks zu erfassen.


Beispiel: Ergebnisprotokoll

Als Beispiel betrachten wir einen Auszug aus einem Ergebnisprotokoll des Buches deutsch.kompetent1. Bevor sich die Auszubildenden mit einem Protokoll auseinandersetzen, ist es entscheidend, ihnen die einzelnen Abschnitte des Textes vorzustellen. Dies vermittelt den Auszubildenden eine klare Vorstellung davon, welche Informationen in jedem Abschnitt behandelt werden. Es ist wichtig, dass das Ergebnisprotokoll oder andere Texttypen die persönlichen Erfahrungen und den individuellen Lernprozess des Praktikanten authentisch reflektiert. Im Folgenden finden Sie unseren Vorschlag für die Überarbeitung dieses Textes:

 

Hierbei können Sie die Struktur beispielsweise mithilfe eines Plakates präsentieren, um sie den Azubis visuell zu verdeutlichen. Zusätzlich ist es notwendig, wichtige sprachliche Aspekte in diesem spezifischen Texttyp herauszuarbeiten, da die Sprache maßgeblich beeinflusst, wie Informationen vermittelt, verstanden und interpretiert werden.

Im Anschluss daran können Sie gemeinsam mit dem Auszubildenden das Protokoll oder den ausgewählten Text durchgehen und sie dazu ermuntern, nicht nur die verschiedenen Textteile zu erkennen und zu markieren, sondern auch die spezifischen sprachlichen Merkmale des Textes zu identifizieren. Dies könnte beispielsweise bedeuten, dass Sie die einzelnen Abschnitte numerisch kennzeichnen oder farblich hervorheben, um die Struktur des Textes besser zu verstehen und gleichzeitig die unterschiedlichen sprachlichen Elemente klar zu identifizieren. Beachten Sie dabei, dass die verwendeten Farben im Text an die Farbgestaltung des Plakats angepasst wurden, das zuvor zur Veranschaulichung der Textstruktur vorgestellt wurde.

Die Markierung sprachlicher Merkmale in einem Text während einer gemeinsamen Analyse ist entscheidend für Auszubildende. Diese Praxis hebt spezifische Elemente wie Fachbegriffe und Beispiele hervor, fördert das Verständnis der Textstruktur und verbessert die Fähigkeiten zur Analyse komplexer Texte.
Hier sind einige Vorschläge, wie die Auszubildenden die sprachliche Elemente im Text markieren können: 

  • Fachbegriffe - Unterstreichen
  • Konkrete Beispiele - Kursiv schreiben
  • Formelle Sprache - Fett markieren
  • Zitate von Teilnehmenden - In Anführungszeichen setzen
  • Chronologische Struktur - Nummerierung verwenden (Eventuell könnten Sie hier hinzufügen, dass die Nummerierung genutzt wird, um die zeitliche Abfolge oder Reihenfolge der Ereignisse im Protokoll zu verdeutlichen.)
  • Klarheit und Präzision - Doppelt unterstreichen
  • Aktive Schreibweise - Unterstreichen und hervorheben (Sie könnten ergänzen, dass die aktive Schreibweise verwendet wird, um die Klarheit zu erhöhen und den Fokus auf die Handlungsträger zu legen.)
  • Objektive Beschreibung - Mit einem Rahmen umgeben

Übung 3: Textteile erkennen und in die Reihenfolge bringen

 

Diese Übung ermöglicht den Auszubildenden nicht nur das Verständnis der Struktur eines Textes, sondern fördert auch die Fähigkeit, Textteile anhand von gegebenen Sätzen zu erkennen und in eine klare Abfolge zu bringen.
Hier verwenden wir einen Bericht als Beispiel, da dieser Texttyp ein fester Bestandteil im Alltag von Berufsschüler:innen ist und Informationen über ein Geschehen oder einen Ablauf liefert. Ein Bericht gliedert sich in drei Hauptteile: Einleitung, Hauptteil und Schluss. Die korrekte inhaltliche Reihenfolge ist auch innerhalb dieser Teile entscheidend.

Beachten Sie, dass diese Übung auch mit anderen Texttypen durchgeführt werden kann.

Es ist essenziell, dass die Azubis zuerst die Struktur des Textes kennenlernen. Daher sollten Sie zuerst Übung 2 durchführen, wie oben beschrieben, bevor Sie mit Übung 3 fortfahren.

Für den Bericht können Sie anhand der Tabelle unten die Struktur vorstellen. Die Analyse dieses Texttyps erleichtert definitiv die Übung 3, da die Auszubildenden mit den Teilen des Textes vertraut gemacht werden. In diesem Beispiel wird gezeigt, dass zu jedem Hauptteil W-Fragen gehören und dass die Abschnitte durch Informationen strukturiert werden. Falls Sie mehr über W-Fragen erfahren möchten, können Sie hier klicken und gehen Sie zur Übung 1: Den Text über W-Fragen erschließen.

 

In dieser Übung leiten Sie die Azubi anhand eines Warenverkaufsberichts dazu an, die verschiedenen Textteile zu identifizieren und sie anschließend in die richtige Reihenfolge zu bringen. Hier ist ein Vorschlag für die Durchführung der Übung:

1. Lassen Sie die Auszubildenden die bereitgestellten Sätze lesen und gemeinsam identifizieren, welchem Textteil sie zugeordnet werden können – Einleitung, Hauptteil oder Schluss. Besprechen Sie dabei, welche Informationen in den einzelnen Teilen erwartet werden.

2. Erklären Sie den Auszubildenden die Verwendung von W-Fragen (Was, Wann, Wer, Wo, usw.) zur Zuordnung der Sätze zu den entsprechenden Textteilen. Nutzen Sie die Tabelle der Vorphase als Muster.

3. Nachdem die Auszubildenden die Sätze den Textteilen zugeordnet haben, leiten Sie sie an, die Sätze in die richtige Reihenfolge zu bringen. Sie können ihre Ergebnisse in einer Tabelle festhalten, wie im untenstehenden Beispiel. Betonen Sie dabei die Wichtigkeit einer klaren Struktur von Einleitung über Hauptteil bis hin zum Schluss.

4. Ermutigen Sie die Auszubildenden, die Sätze in eine sinnvolle Reihenfolge zu setzen und einen zusammenhängenden Warenverkaufsbericht zu erstellen. Unterstützen Sie sie dabei, sicherzustellen, dass die Informationen logisch und fließend miteinander verbunden sind.


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2. Schreiben

Nachdem den Auszubildenden ein Überblick über typische Textstrukturen vermittelt wurde, steht nun die Übung und Vertiefung der Schreibstrategien im Fokus. Viele Azubis haben möglicherweise Schwierigkeiten mit Fachbegriffen oder fachspezifischen Sprachstrukturen. Ein unstrukturierter Text und zahlreiche Grammatik- sowie Rechtschreibfehler können dazu führen, dass ihre Darstellungen als fachlich fragwürdig und undeutlich wahrgenommen werden. Um solche Probleme zu vermeiden, erweisen sich Schreibhilfen als äußerst wichtig für die Lernenden. Diese fungieren als Handlungsplan, um einen qualitativen Text zu verfassen und sind in zwei Gruppen unterteilt: Inhaltliche Strukturierungshilfen und Formulierungshilfen. Im Folgenden präsentieren wir Ihnen einige Übungsvorschläge für beide Gruppen.

 

Inhaltliche Strukturierungshilfen

 

Sie unterstützen die Auszubildenden dabei, ihre Gedanken und Informationen in einem strukturierten und sinnvollen Rahmen zu präsentieren. Hier sind einige Beispiele von Übungen:

Ein Textbauplan dient als Leitfaden für die Gliederung und den Aufbau eines Textes. Er umfasst typischerweise Hauptpunkte, Unterpunkte oder Schlüsselbegriffe, die die Struktur des Textes definieren. Beim Schreiben nach einem Textbauplan folgen die Auszubildenden systematisch den vorher festgelegten Abschnitten und füllen diese mit Inhalten aus. Diese Methode unterstützt sie dabei, einen klaren und gut strukturierten Text zu erstellen, da sie die Gedanken ordnet und sicherstellt, dass alle relevanten Informationen abgedeckt werden.

Angenommen, die Auszubildenden sollen einen schriftlichen Bericht über den Ablauf eines betrieblichen Prozesses verfassen, beispielsweise die Abwicklung einer Kundenauftragsbearbeitung. Im Folgenden finden Sie einen Übungsvorschlag, bei dem die Azubis die Beschreibungen den entsprechenden Abschnitten in einem Textbauplan zuordnen, um den Prozess der Kundenauftragsbearbeitung besser zu verstehen.

So geht es:

  1. Bitten Sie die Auszubildenden, sich die Beschreibungen der verschiedenen Schritte im Prozess der Kundenauftragsbearbeitung sorgfältig durchzulesen. Diese Beschreibungen werden ihnen helfen, die Abläufe besser zu verstehen.

  2. Erklären Sie den Auszubildenden den Textbauplan, der die verschiedenen Punkte des Prozesses auflistet: Einleitung, Auftragseingang, Auftragsprüfung, Terminplanung, Produktions- und Versandprozess, Rechnungsstellung, Kundenfeedback und Qualitätskontrolle, Fazit.

  3. Fordern Sie die Auszubildenden auf, jede Beschreibung einem der Punkte im Textbauplan zuzuordnen. Sie sollten überlegen, welcher Schritt im Prozess am besten zu jeder Beschreibung passt.

  4. Nachdem die Auszubildenden die Beschreibungen zugeordnet haben, ermutigen Sie sie, ihre Antworten zu überprüfen und sicherzustellen, dass sie logisch und sinnvoll sind.

 

Nach der Übung:

Die Auszubildenden würden nun jeden dieser Punkte aus dem Textbauplan nehmen und jeweils einen Abschnitt des Berichts dazu schreiben. Zum Beispiel könnte der Abschnitt zur "Auftragsprüfung" folgendermaßen beginnen: "Nachdem ein neuer Kundenauftrag eingegangen ist, erfolgt die Auftragsprüfung, um sicherzustellen, dass alle benötigten Informationen vollständig und korrekt sind."

Diese Methode ermöglicht den Auszubildenden, strukturierte und zusammenhängende Texte zu erstellen, während sie gleichzeitig sicherstellen, dass alle relevanten Aspekte des Prozesses abgedeckt werden.

Formulierungshilfen

 

Sie unterstützen die Auszubildenden dabei, ihre Gedanken präzise, klar und fachlich angemessen zu formulieren. Hier sind einige Beispiele für Formulierungshilfen:

Quelle:

Laxczkowiak, J. et al. (2021): "Sprachförderung im Fachunterricht an beruflichen Schulen -Teach the teacher". Berlin: Cornelsen Verlag. S. 50 - 53.