Berufsorientierung begleiten

Was gibt es auf dieser Plattform zu entdecken?

In diesem Text erhalten Engagierte und Mentorinnen und Mentoren allgemeine Hinweise, die im Bereich der Berufsorientierung nützlich sind. Anders ist es mit den Fragen, die ihr auf der Startseite findet (einmal auf „zurück“ gehen). Diese Fragen richten sich direkt an die jungen neu Zugewanderten. Als Mentorin oder Mentor kannst du dir die Seiten gemeinsam mit deiner oder deinem Mentee anschauen und darin stöbern. Das ist sogar empfehlenswert, da ihr euch die Inhalte gemeinsam erschließen könnt, eventuelle Verständnisprobleme klären und die für dich und deine oder deinen Mentee relevanten Fragen herausfinden und bearbeiten könnt. 

Wie kann ich diese Seite fürs Deutschlernen nutzen?

Deine Unterstützung ist wertvoll!

Hast du ehrenamtlich mit jungen neu Zugewanderten zu tun? Machst du dir Gedanken, wie es beruflich mit ihm oder ihr weitergeht? Und du fragst dich, wo du vielleicht unterstützen kannst, damit dein Mentee seinen/ihren Weg findet? Oder überlegst du, wie du an hilfreiche Informationen kommst? 

Wie schön und erfüllend es ist, diesen Weg zu begleiten…  

Der Weg in den Beruf ist wenig überschaubar, deshalb wollen wir Orientierungshilfe geben. Diese Komplexität betrifft nicht nur die jungen Leute, sondern auch die einheimischen Erwachsenen, die gerne Unterstützung geben wollen. Du hast wahrscheinlich Lebens- und Berufserfahrung, aber vielleicht bist du unsicher, wie das deutsche Bildungssystem im Einzelnen funktioniert und was es für unterschiedliche Zugänge zum Arbeitsmarkt gibt. Über diese vielen verschiedenen Bildungswege, Abschlüsse und Berufsbilder wollen wir hier auf dieser Plattform Wissen zusammentragen.

 

Auf welche Hürden stoßen junge Menschen, die hier den Ausbildungs- und Berufseinstieg suchen und erst noch dabei sind, sich in diese Gesellschaft einzuleben?

Oft handelt es sich um Beschränkungen wie etwa bürokratische Hürden und rechtliche Unsicherheiten.  

Wenn sie als Flüchtlinge anerkannt sind und damit zumindest einige Jahre in Deutschland leben werden, sollten sie möglichst bald einer Arbeit oder Ausbildung nachgehen können, um in der Gesellschaft Fuß zu fassen. Können die jungen Zugewanderten ihren Lebensunterhalt aus eigener Kraft bestreiten, macht sie das unabhängig. Sie erhalten zahlreiche Gelegenheiten, sich auch sozial zu integrieren, und sind darüber hinaus nicht mehr auf Unterstützung durch die Sozialsysteme angewiesen. Im Jahr 2018 hatten rund 1,2 Millionen Schutzsuchende einen anerkannten Schutzstatus, der den allermeisten von ihnen – rechtlich gesehen – vollen Zugang zum Arbeitsmarkt gibt beziehungsweise zu Fördermaßnahmen, die sie darauf vorbereiten sollen.

 

Schwierigkeiten für neu Zugewanderte

Besonders die Übergänge zwischen verschiedenen Stationen (z.B. Schulabschluss, Praktikumssuche etc.) sind oftmals kritische Punkte. Diese betreffen die Gruppe der neu Zugewanderten im Speziellen. Dies liegt oft daran, dass sie als SeiteneinsteigerInnen in kurzer Zeit sehr viele Kompetenzen erwerben müssen. Viele migrationsbedingte Brüche in der Lern- und Berufsbiographie erschweren einen erfolgreichen Bildungsweg.

Implizite Anforderungen   

Selbstständigkeit und Selbstbestimmung sind gewissermaßen Grundhaltungen, die vom Bildungs- und Arbeitsmarkt vorausgesetzt werden. Viele neu Zugewanderte – aber auch „Einheimische“, die aus sozioökonomisch weniger privilegierten Verhältnissen kommen – sind mit der selbstbestimmten und selbstbewussten Suche eines Ausbildungs- oder Arbeitsplatzes überfordert. In der Phase der Berufsfindung gibt es vieles zu bedenken. Und manchmal wäre es schön, man müsste weniger denken und könnte mehr ausprobieren, um herauszufinden, was man gut kann.

Daneben gibt es viele begleitende Faktoren. Häufig erschweren Vorbehalte die Begegnung, weil Annahmen über kulturelle Unterschiede überbetont werden. Oft wird bei Verantwortlichen nicht gesehen, dass es auch einfach sprachliche Missverständnisse sein können, die zu einer Irritation führen. Mentorinnen und Mentoren können manchmal Wunder bewirken, weil sie als Fürsprecher für ihre Mentees viel erreichen können und als Ansprechpartner vermitteln können. Im Alltag dann können die jungen neu Zugewanderten zeigen, was in ihnen steckt – und der Arbeitgeber wird das sehen.

Unsere Zielgruppe

Wir konzentrieren uns auf junge neu Zugewanderte, die für ihre Berufsfindung ein Mehr an Unterstützung benötigen. Unbegleitete minderjährige Geflüchtete, die ohne Eltern oder erweiterte Familie in Deutschland Zuflucht gefunden haben, müssen mit vielen Anforderungen alleine zurechtkommen. Aber auch, wer über 18 Jahre alt ist und als „junger Erwachsener“ gilt, kann Orientierungshilfe in einem ihm unbekannten Ausbildungs- und Berufssystem gut gebrauchen. Der Erwartungsdruck ist für neu Zugewanderte sehr hoch (“Bringschuld”). Doch auch die persönlichen Ressourcen sind verschieden. Es kann vorkommen, dass (fast) erwachsene Menschen, die z.T. traumatische Erfahrungen mitbringen, sich nicht unbedingt so verhalten, wie man es von Erwachsenen erwarten würde. Das darf nicht verwundern, denn wem die Kindheit genommen wurde, weil er oder sie hautnah einen Krieg etc. erleben musste, der hatte und hat viel zu verarbeiten und möchte etwas nachholen. 

Junge Erwachsene ohne Schulabschluss, geringe allgemeinbildende Kompetenzen, geringe Mathekenntnisse als Problem, um bei Ausbildungsinhalten mitzukommen, aber auch an der Berufsschule durchzukommen (Hier findet ihr Informationen zu "Start Bildung" als Brückenbauer-Projekt), Ausbildungsanforderungen bzw. Anforderungen für Berufsabschlüsse (Lehrer/Lehrerin vs. Erzieher/Erzieherin; Ingenieur vs. technischer Beruf) können sehr unterschiedlich zu denjenigen in den Herkunftsländern sein.  

Wie in Kontexten von Patenschaft und Mentoring allgemein ist es auch im Feld der Berufsorientierung wichtig, dass es in deinem Engagement Raum für Selbstreflexion gibt. Welche Rolle habe ich als Mentor oder Mentorin? Was kann ich tun, wenn ich mit meiner oder meinem Mentee nicht einer Meinung bin oder wenn es zu einem Konflikt gekommen ist? Welche Erwartungen knüpfe ich an mein Engagement und welche Erwartungen stelle ich an meine oder meinen Mentee? Sind wir auf einer Augenhöhe miteinander oder mache ich mir etwas vor? Siehe dazu das Video “Unterstützungsarbeit auf Augenhöhe”.