Ramadan in der Schule – Was sagen die Betroffenen?
Kurz:
Kurz:
- Ein Verzicht auf Leistungsüberprüfung ist i.d.R. nicht mit Schul-/Lehrplänen vereinbar
- bei offensichtlicher Schwächung kann ein Schüler im Einzelfall von der Leistungsüberprüfung ausgeschlossen werden
Kurz:
- keine Freistellung wegen Fasten
- Kindeswohl geht vor
- bei großen Anstrengungen: Möglichkeit (kurz) auszusetzen
Kleines Ramadan 1x1
Wer darf fasten und wer nicht?
Im Monat Ramadan sollen Gläubige, wenn sie gesundheitlich in der Lage dazu sind, von Morgendämmerung
bis Sonnenuntergang nicht essen und trinken. Fasten sollen alle erwachsenen und gesunden Muslime. Ausgenommen von dieser Vorschrift sind jene, die an Altersschwäche leiden, Kranke, Reisende, schwangere und stillende Frauen sowie Frauen kurz nach der Geburt und während ihrer Monatsperiode. Außerdem soll das Fasten den Gläubigen nicht schaden.
Dürfen Kinder fasten?
Kita: NEIN
Grundschule: TEILWEISE JA
Regel- und weiterführende Schulen: JA
Wann Muslime als "erwachsen" gelten, unterscheidet sich. Kulturelle und gesellschaftliche Unterschiede haben Einfluss auf die religiöse Praxis. In der Regel beginnt die religiöse Verantwortung mit der Pubertät, oft ist das ab dem 12. Lebensjahr oder bei Mädchen mit dem Einsetzen der ersten Periode.
Warum fasten Kinder trotzdem?
Oft fasten Kinder trotzdem mit ihrer Familie. Viele Eltern wollen ihre Kinder früh an die religiösen Gebote heranführen, einerseits damit sie die Pflichten lernen und sich daran gewöhnen, andererseits weil Religion für viele Zugewanderte in der neuen Heimat an Bedeutung gewinnt. Sie ist Teil ihrer Herkunftsidentität und kann auch in Deutschland praktiziert werden.
Oft wollen Kinder auch von sich aus fasten (auch wenn die Eltern dagegen sind). Grund kann sein, dass sie zeigen wollen, dass sie bereits alt genug sind und von Erwachsenen und Freunden respektiert werden wollen. Mit der Teilnahme am Fasten werden junge Muslime ähnlich wie bei christlicher Konfirmation und Kommunion oder der Jugendweihe in den Kreis der „Erwachsenen“ aufgenommen.
Warum fasten?
Ramadan gehört zu den 5 Säulen des muslimischen Glaubens, neben: Glaubensbekenntnis (schahada), rituellem Gebet (salat), Sozialabgaben an Bedürftige (zakat) und Pilgerfahrt nach Mekka (haddsch).
Im neunten Monat des islamischen Kalenders sollen Gläubige von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang weder essen, trinken, rauchen noch Geschlechtsverkehr haben und sich überhaupt sehr bewusst um einen vorbildlichen Lebenswandel bemühen. Außerdem ist der Ramdan ein zentrales Gemeinschaftserlebnis - in der Familie. Das abendliche Fastenbrechen wird im Kreis der Familie begangen. Oft sind auch Gäste herzlich eingeladen. Gastfreundschaft und sozialer Zusammenhalt werden in dieser Zeit groß geschrieben.
Es kommt leider auch vor, dass Ramadan unter muslimischen Jugendlichen zu einer „Leistungsschau“ instrumentalisiert wird. Dann werden z.B. nicht fastende Mitschüler kritisiert. Teilweise beklagen Lehrkräfte außerdem, dass fastende Schüler unkonzentriert, unaufmerksamund auch unausgeschlafen sind, weil sie die letzte Mahlzeit bereits vor der Morgendämmerung zu sich nehmen müssen.
Kinder und Jugendliche, die Ramadan halten, befinden sich oft gleichzeitig in einer Lebensphase des "Grenzentestens". Gerade in der Pubertät kommt es zu Spannungsverhältnissen, die dann wenig mit der Religion zu tun haben, sondern viel mehr mit der eigenen Identitätsfindung und Aushandlungsprozessen mit Erwachsenen (Eltern und Lehrern). Hier ist es wichtig, mit Kindern und Jugendlichen im Gespräch zu sein und ihnen nachvollziehbar ihre Grenzen aufzuzeigen. Im Idealfall ziehen Pädagogen mit Eltern an einem Strang, damit der Ramadan nicht für andere Zwecke instrumentalisiert wird.
Glossar:
Sahur: Mahlzeit vor Sonnenaufgang und somit vor dem Fastenbeginn des Tages
Fasten - Fit und Gesund: Kinder, Schwangere, Kranke und Alte fasten in der Regel nicht. Außerdem sollten während der Fastenzeit, also nach Sonnenuntergang, leichte Mahlzeiten gegessen werden
Iftar: Mahlzeit nach Sonnenuntergang, die während des Fastenmonats jeden Abend eingenommen wird
Tarawih: freiwilliges, zusätzliches Nachtgebet, das v.a. von Sunniten im Monat Ramadan täglich durchgeführt wird
Spenden: An Bedürftige zu spenden ist eine der fünf Säulen des Islams. Während des Ramadan stehen außerdem milde Gaben für einen guten Zweck und Großzügigkeit gegenüber Nachbarn im Mittelpunkt.
Ramadanfest: Das teilweise bis zu 3 Tage dauernde Fest markiert das Ende des Fastenmonats Ramadan und zählt neben dem Opferfest für viele Muslime zu den wichtigsten Feiertagen im Jahr
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