Begegnung. Macht. Wissen

Erstellt von Kindersprachbrücke Jena e.V.

Unsere Stellungnahme zur aktuellen Rassismus-Debatte

In den letzten Wochen ist die mediale und reale Debatte um Fremdenfeindlichkeit, insbesondere in Bezug zum Polizeiwesen, wieder präsenter geworden.  

Dabei handelt es sich keineswegs um ein neues Phänomen; Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit sind strukturelle Probleme unserer Gesellschaft. Sie reichen daher in alle sozialen Schichten, geografischen Regionen und leider auch in alle Kernbereiche unserer Gesellschaft hinein.  

Fatal ist dies insbesondere in Bereichen, die von einem starken Machtgefälle geprägt sind, wie eben im Polizeiwesen oder auch im Bildungswesen.  

Gerade im Bereich der frühkindlichen Bildung oder dem Kontext von Schule sind Fachkräfte mit expliziter Verfügungs- und Gestaltungsmacht, aber auch mit eher impliziter Deutungsmacht ausgestattet. Sie setzen Bewertungen nicht nur durch Noten, sondern auch durch feine Nuancen von Sprache und Interaktion. Als Bezugspersonen senden sie bewusst oder unbewusst Botschaften. Damit prägen sie die Identitätsentwicklung von Kindern und Jugendlichen maßgeblich und tragen somit große Verantwortung. Sie können Kinder für das Leben stark machen. Oder sie können ihnen nachhaltig schaden – nämlich dann, wenn Botschaften ablehnender oder gar (fremden-)feindlicher Art sind.  

Dass einer fremdenfeindlichen Gesinnung in gesellschaftlichen Kernbereichen zielgerichtet entgegengewirkt werden muss, wird derzeit wieder verstärkt deutlich. Wenngleich durch diverse Regierungsprogramme und Projekte bereits seit Jahren umfängliche Bemühungen zu erkennen sind. Ein Beispiel dafür ist das seit 2011 aktive Landesprogramm „Denk Bunt – Thüringer Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit“. Darin beraten wir, als einer von vielen Trägern, vor allem pädagogische Fachkräfte im Umgang mit Vielfalt. In den Weiterbildungsveranstaltungen setzen wir vor allem darauf, die zumeist vielfaltssensible und weltoffene Haltung der Fachkräfte zu stärken. Wir erleben in den allermeisten Veranstaltungen, wie sich die Fachkräfte verantwortlich fühlen, den Bedarfen aller Kinder gerecht zu werden. Wir stellen aber auch hin und wieder fest, dass es Ausnahmen gibt und dass in diesem Falle weitreichendere Maßnahmen notwendig sind. Wir stärken daher auch die Feedbackkultur innerhalb der Teams und versuchen, Prozesse langfristiger zu begleiten. 

An bestimmten Punkten geraten natürlich Beratungs- und Bildungsprojekte an Grenzen. Hier liegt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe vor uns. Damit wir eine diskriminierungssensible und inklusive Gesellschaft gestalten können, braucht es viele verschiedene Ansatzpunkte, beispielsweise: 

  • eine reflektierte mediale Berichterstattung
  • die stärkere Einwirkung auf die Ausbildungsinhalte bestimmter Berufsgruppen (z.B. pädagogische Fachkräfte, Polizei)
  • die bedarfsgerechte Ausstattung von Projekten und Behörden, die der Aufklärung und Bekämpfung von Diskriminierung dienen  
  • eine vielfaltssensible Sprachkultur
  • die kritische Aufarbeitung von Geschichte  usw.  

Insbesondere braucht es Raum für authentische Begegnung und Dialog zwischen Menschen. Das gilt vor allem für Personengruppen, die Macht und Verantwortung tragen. Sie müssen sich mit dieser Macht kritisch auseinandersetzen. Personen(gruppen), die von Diskriminierung betroffen sind, müssen gehört und gestärkt werden, damit Empowerment möglich wird. 

Letztendlich sind wir alle der Schlüssel, weil wir menschliche Beziehungen und damit gesellschaftliches Miteinander gestalten. Doch es braucht professionelle Unterstützung.  

Wir als Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe stehen mit unseren eigenen Einrichtungen und Fachkräften für eine diverse Gesellschaft ein. In verschiedenen Projekten beraten, bilden und begleiten wir pädagogische Fachkräfte, beispielsweise im Rahmen von Schulentwicklung (Schulsozialarbeit; Sozialpädagogisches Teamteaching). Wir stärken außerdem zivilgesellschaftliches Engagement. Und: Wir sind Ansprechpartner im fachlichen Dialog rund um das Thema Diversity 

Mit dieser Stellungnahme möchten wir den aktuellen Diskurs bekräftigen und zugleich auf die vielen bereits bestehenden Ansätze und Projekte verweisen. Diese müssen gesehen, genutzt und damit auch gestärkt und ausgebaut werden.