Zukunft des Thüringer Landesprogramms „Mehrsprachigkeit ist klasse!“ bedroht – Rund 80 Kurse für über 1.000 Kinder und Jugendliche sind betroffen

Seit 2021 ermöglicht das Programm „Mehrsprachigkeit ist klasse!“ niedrigschwellige Sprachkurse in über zehn Herkunftssprachen und ist ein Erfolgsmodell für Integration und Teilhabe. Aber im aktuellen Entwurf des Thüringer Doppelhaushalts 2026/2027 sind ab 2027 keine Mittel mehr für das bewährte Landesprogramm „Mehrsprachigkeit ist klasse!“ vorgesehen. Damit stehen rund 80 Kurse für über 1.000 Kinder und Jugendliche an 16 Standorten in 10 Sprachen vor dem Aus. 

Warum ist Mehrsprachigkeit ein Gewinn für Thüringen? 

  • Mit der Muttersprache besser ankommen und Deutsch lernen: 
    Mehrsprachigkeit ist in Thüringen für viele Menschen längst Alltag. Das heißt, sie sprechen außer oder neben Deutsch weitere Sprachen vor allem Zuhause. Für rund 12% aller Thüringer Kinder und Jugendlichen ist das in Thüringen Realität. Das sind über 30.000 Schülerinnen und Schüler an den allgemein- und berufsbildenden Schulen.  
    Studien zeigen, dass das systematische Erlernen der Herkunftssprache den Deutscherwerb unterstützt und sich beim Erlernen weiterer Fremdsprachen positiv auswirkt. Außerdem stärkt die Förderung von Herkunftssprachen bei Kindern und Jugendlichen deren soziale Integration, Identitätsbildung und interkulturelle Kompetenz. 
     

  • Herkunftssprachen für mehr Bildungserfolg: 
    Kinder mit Migrationshintergrund erfahren damit eine höhere Bildungsmotivation und nachweislich bessere Bildungschancen; sie können Wissen leichter aufnehmen und anwenden. Zudem stärkt die Förderung verschiedener Muttersprachen Familien mit ihrer eigenen Sprache und Kultur – nicht nur zuhause, sondern auch in der Gesellschaft.  
    Um das positive Potenzial der Mehrsprachigkeit voll auszuschöpfen, ist es wichtig, dass Herkunftssprachenförderung transparent, pädagogisch fundiert und unter staatlicher Aufsicht erfolgt. 
     

  • Thüringen als Bildungs- und Wirtschaftsstandort stärken: 
    Thüringen hat laut INSM-Bildungsmonitor 2025 Nachholbedarf im Bereich der Internationalisierung und Integration. Eine ganzheitliche Sprachbildung inklusive einer staatlichen Förderung der Herkunftssprachen können ein wesentlicher Baustein für Bildungschancen sein. Und: Unsere Wirtschaft in Thüringen profitiert von Menschen, die verschiedene Sprachen sprechen und damit ideal auf den Berufseinstieg vorbereitet sind. 

Unser Appell: 

Ein Wegfall der Förderung würde nicht nur Kinder und Jugendliche mit Migrationsgeschichte benachteiligen. Er schwächt den Bildungsstandort Thüringen insgesamt, erschwert die Integration und erhöht die soziale Spaltung. Eine strukturierte, pädagogisch fundierte Sprachbildung außerhalb des Regelunterrichts entlastet Schulen und Lehrkräfte und spart später Integrations- und Sozialkosten. 

Die Kindersprachbrücke fordert den Thüringer Landtag und die Verantwortlichen auf, auch im Haushalt 2027 ausreichend Mittel für das Programm zu sichern. Mehrsprachigkeit ist kein Luxus, sondern Grundvoraussetzung für gleiche Bildungschancen, gesellschaftlichen Zusammenhalt und eine starke, zukunftsfeste Wirtschaft in Thüringen. 

 

Pressekontakt: Ramona Scheiding, Referentin, 03641/420 269-409, ramona.scheiding@kindersprachbruecke.de