Stellungnahme zu den drohenden Kürzungen in Jena

Die Stadtverwaltung Jena hat auch im 2. Entwurf des Haushaltssicherungskonzepts eine
20-prozentige Kürzung der Fördersumme für die interkulturellen Angebote unseres Vereins in der Stadt vorgesehen, mit Wirkung bereits ab Januar 2021. In Anbetracht der unveränderlichen Fixkosten für z.B. Mieten und Versicherungen würde sich diese Kürzung auf den Personalhaushalt unserer verschiedenen Projekte und Aktivitäten auswirken mit der Folge einer deutlichen Verringerung dieser Angebote in Jena!

Betroffen sind unsere Sprach- und Spielnachmittage – ein Kernangebot des Vereins zur Unterstützung zugewanderter Kinder an vier Jenaer Grundschulen –, die Einzelsprachförderung, die Koordination von drei Feriensprachkursen und die Freiwilligenförderung. In Summe stehen jährliche Zuschüsse in Höhe von 18.000 Euro auf dem Spiel. Unsere Angebote in Jena erreichen mehr als 200 Kinder aus aller Welt, fördern den Spracherwerb sowie weitere soziale und interkulturelle Kompetenzen und leisten somit einen bedeutsamen Beitrag zur Verbesserung der Chancengerechtigkeit in der Bildung in unserer internationalen Stadt.

Auch während der Lockdowns mit Schulschließungen haben wir unsere Arbeit nicht eingestellt, sondern mit digitalen Tools weitergeführt, Kinder mit Förderbedarf weiter digital unterstützt und eine Unterstützungsstruktur mit den „Corona-Bildungstipps“ aufgebaut, die eine beachtliche Resonanz fand. Zusammen mit vielen Partnern aus Wissenschaft, Schule und Jugendarbeit setzen wir uns für Kinderrechte und innovative Bildungskonzepte ein, die unsere Stadt Jena auch im Bildungsbereich zu Strahlkraft verhelfen. Die aufgebauten Erfolge stehen nun auf dem Spiel.

Bereits im Sommer 2020 haben wir schmerzlich die Auswirkungen des angespannten städtischen Haushalts zu spüren bekommen. Am 31.7. wurde das Projekt „Sozialpädagogisches Teamteaching“ nach einer zehnjährigen Erfolgsgeschichte mit thüringenweiter Impulswirkung in Jena eingestellt. Vier Schulklassen müssen seitdem auf diese wichtige inklusive Maßnahme und unterstützende pädagogische Ressource verzichten. Die Stadt Jena hat bereits mit diesem Einschnitt rund 180.000 Euro pro Jahr finanziell bei unserem Verein eingespart. Zudem verzichten wir seit Jahren auf inflationsbedingt nötige Erhöhungen der Zuschüsse.

Wir verstehen uns als Partner der Stadt Jena und wollen weiter kooperativ im Sinne einer toleranten, bildungsgerechten Lichtstadt Jena wirksam werden. Die angedrohten Kürzungen schränken unsere Handlungsmöglichkeiten in Jena stark ein. Einmal weggefallene Angebote und Strukturen lassen sich nur schwer wieder aktivieren.

Wir fordern die Stadt Jena und den Stadtrat daher mit großer Dringlichkeit dazu auf, die Kürzungspläne zurückzunehmen.