teach again – endlich wieder unterrichten?! Erfolgreiches Qualifizierungsprojekt für ausländische Lehrkräfte steht vor dem Aus
Für 32 ausländische Lehrkräfte heißt es ab heute: „teach again – endlich wieder unterrichten!“ Sie sind Teilnehmende an einem Qualifizierungsprojekt der Kindersprachbrücke, das bereits in die dritte Runde startet. Der Kurs hat zum Ziel, Lehrkräften ausländischer Herkunft den Einstieg in den Thüringer Schuldienst zu ermöglichen. „Unsere Erfolge zeigen, dass wir in Thüringen sowohl einen wichtigen Beitrag gegen den Lehrermangel als auch zur Integration von zugewanderten Menschen leisten, die so in ihrem Beruf arbeiten können. Aber ohne die Unterstützung des Freistaats Thüringen im nächsten Jahr wird dies der letzte Kurs sein, obwohl der Bedarf groß ist“, betont Wolfgang Volkmer, Vorstandsvorsitzender der Kindersprachbrücke.
Oana Glaessel, Projektleitung von teach again, erläutert das Konzept: „In enger Zusammenarbeit mit Fachexpertinnen und -experten machen wir die Teilnehmenden mit insgesamt 300 Stunden Fachunterricht, Praxistagen an Kooperationsschulen und individuellem Coaching bis Ende des Jahres fit für die Eignungsprüfung, die die meisten von ihnen ablegen müssen.“ Seit Beginn des Projekts vor zwei Jahren haben bereits 39 Teilnehmende die Kurse erfolgreich durchlaufen. Die Unterrichtsmodule beinhalten u.a. Fachinhalte zum deutschen Bildungssystem, zur Unterrichtsplanung und Methodenvielfalt. 15 ehemalige Teilnehmende seien bereits in Thüringer Schulen als Lehrkräfte, pädagogische Assistenzkräfte oder Schulbegleitungen tätig, so Oana Glaessel.
„Aber viele der ehemaligen Teilnehmenden warten auch noch auf die formale Anerkennung ihres ausländischen Abschlusses“, ergänzt Julia Schnabel, die den Bereich leitet, in dem das Projekt angesiedelt ist. „Das Anerkennungsverfahren ist ein langwieriger Prozess, in der viele Akteure der Thüringer Integrations- und Sozialpolitik eine Rolle spielen: u.a. Bildungsministerium und Anerkennungsberatung, aber auch die Uni Jena, die Schulen und nicht zuletzt die Jobcenter und die Bundesagentur für Arbeit.“
Olga Tokarieva und Oleksandra Pidlisna sind beide aus der Ukraine und haben die Qualifizierung durchlaufen. Sie sind begeistert vom Programm. Olga Tokarieva erzählt: „Das Projekt hat mir nicht nur geholfen, mich in der deutschen Gesellschaft und im Bildungssystem zurechtzufinden, sondern auch meine bisherigen Erfahrungen zu integrieren und mich weiterzuentwickeln. Ich arbeite inzwischen an einer Grundschule in Schmalkalden, wo ich 2024 auch mein Praktikum absolviert habe.“
Oleksandra Pidlisna ist inzwischen Lehrkraft an der Jenaplanschule Weimar und berichtet: „Mir hat das Projekt eine solide Grundlage für meine Vorbereitung auf die Eignungsprüfung gegeben und geholfen, mein ukrainisches Diplom in Deutschland anerkennen zu lassen.“ Sie fügt hinzu: „Die Teilnahme hat mir die Tür in das deutsche Schulsystem geöffnet und mir das Selbstvertrauen gegeben, als Lehrerin hier zu arbeiten.“
Noch bis Ende 2025 wird das Projekt „teach again“ im Rahmen des Förderprogramms „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert. Mit Beginn der neuen Förderperiode haben sich die Bedingungen verändert und das Programm kann in dieser Form nicht wieder beantragt werden.
Damit steht „teach again“ jetzt vor dem Aus. „Wir wollen das Projekt unbedingt verstetigen.“ bekräftigt Wolfgang Volkmer. "Über die Hälfte der Teilnehmenden kommen aus Regionen wie Gera, Schmalkalden, Pößneck oder auch Meiningen, wo der Lehrermangel am größten ist. Viele von Ihnen würden gern in den Bedarfsfächern wie Deutsch, Mathematik und Sport unterrichten.“ Man werde jetzt zeitnah das Gespräch mit dem Bildungsministerium suchen, um eine Lösung zu finden, so Wolfgang Volkmer.